Der Salafismus ist eine ultraorthodoxe Strömung innerhalb des sunnitischen Islam mit stark ausgeprägten subversiven Tendenzen, welche die Politik aufgrund ihres rasanten Wachstums vor große Herausforderungen stellt. Gemäß dem Bundesamt für Verfassungsschutz hat es im November 2018 insgesamt 11.300 Salafisten gegeben in der Bundesrepublik gegeben. Obwohl diese Zahl zunächst nicht besonders groß erscheint, ist sie doch alarmierend. Dieser Befund ergibt sich aus dem Wachstum des salafistischen Personenpotentials, welches seit Jahren kontinuierlich zunimmt. Da es 2011 lediglich 3.800 Salafisten geben hatte, lässt sich bis heute eine Zunahme von 33,62 Prozent feststellen.
Diese Entwicklung lässt sich auch auf die Bundesländer übertragen. Ein illustratives Beispiel für die Untersuchung dieses Phänomens besteht im Fall Hamburgs, wo die salafistische Szene während des besagten Zeitraumes ebenfalls stark gewachsen ist. Hatte es 2011 lediglich 200 Salafisten in der Hansestadt gegeben, ist deren Anzahl bis Juni 2018 auf 784 gestiegen.
Insgesamt lässt sich der Salafismus drei verschiedenen Strömungen zuordnen.
Puristischer Salafismus
Der “Puristischer Salafismus” rekurriert in erster Line auf die “Reinheit” islamischer Theologie. Demnach werden sämtliche als nicht-islamisch geltenden Elemente als unerwünschte Neuerungen abgelehnt. Diese reduktionistische Interpretation des Islam ist im gesamten salafistischen Spektrum vorhanden. Im Gegensatz zu den anderen Ausprägungen stellt der puristische Salafismus lediglich die totale Ausrichtung des Lebens an den religiösen Geboten des Islam in den Mittelpunkt. Folglich streben puristische Salafisten die Errichtung einer islamischen Ordnung für Politik und Gesellschaft ausschließlich in ideeller Hinsicht an und unternehmen keine aktiven Bestrebungen zu deren Verwirklichung. Gleichwohl werden puristische Salafisten von den Sicherheitsbehörden beobachtet, da ihr Umfeld als Herkunftsmilieu für Anhänger des politischen und terroristischen Salafismus gilt.
Politischer Salafismus
Politischen Salafisten teilen in theologischer Hinsicht weitgehend die Auffassungen ihrer puristischen Glaubensbrüder. Nichtsdestoweniger sind sie darin bestrebt, aktiv für die Etablierung einer islamischen Ordnung in Deutschland zu werben, wozu sie immer wieder auch durch politische Äußerungen in Erscheinung treten. In dieser Weise lässt sich besonders in den Bereichen der Missionierung und der Veranstaltung religiöser Seminare eine rege Aktivität feststellen. Diese zielt in erster Linie darauf ab, die eigene Gemeinschaft durch die Rekrutierung neuer Mitglieder zu erweitern und die eigenen Positionen in der Gesellschaft zu verbreiten. Zu diesem Zweck sind politische Salafisten seit geraumer Zeit vor allem im Internet aktiv, wo Konversionen ebenso angeboten werden wie Workshops und Predigten. Trotz ihrer aktiven propagandistischen Bestrebungen lehnen politische Salafisten Gewalt ab.
Terroristischer Salafismus
Eine affirmative Haltung zur Gewalt als Mittel des politischen Kampfes lässt sich ausschließlich bei terroristischen Salafisten feststellen. Im Gegensatz zu allen anderen Muslimen sind sie davon überzeugt, dass die Verwirklichung einer islamischen Gesellschaftsordnung nur mithilfe von Gewalt erreichen lässt. In diesem Zusammenhang werden weltweit Anschläge und Attentate durchgeführt, die sich gewöhnlich gegen Ziele richten, die als “Feinde des Islam” betrachtet werden. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Staaten und zivile Organisationen hiervon ebenso betroffen sein können wie Personen. Das Gefahrenpotential von terroristischen Salafisten wird in Deutschland gegenwärtig als akut eingeschätzt. Salafisten, denen die Sicherheitsbehörden jederzeit die Begehung schwerer, staatsgefährdender Straftaten zutrauen. Während die Medien diese Leute vor allem als “islamistische Gefährder” bezeichnen, operieren die Sicherheitsbehörden vor allem mit dem Terminus “Jihadisten”. Nach Einschätzung des Bundesamtes für Verfassungsschutz beträgt dere Personenpotential momentan 440.
Auch Hamburg ist von einem rasanten Wachstum des jihadistischen Milieus betroffen. Hatte es im Jahr 2011 lediglich 40 von ihnen gegeben, ist deren Anzahl bis 2018 auf 420 Personen gestiegen. Unter Abwägung aller Einflussfaktoren lässt sich sagen, dass im Zentrum dieses Geflechts vor allem Ausländer stehen. Im Mai 2018 hatten lediglich 74 der 420 Jihadisten ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft, während 104 einen Doppelpass besaßen. Die übrigen 242 Personen waren Bürger folgender Staaten: Afghanistan (57), Somalia (46), Syrien (37), Türkei (23), Marokko (12), Irak (8), Libanon und Russland (5) sowie einer Vielzahl weiterer Herkunftsländer (47). Hinzu kamen 2 Staatenlose.