Die Islamverbände
In Deutschland leben gegenwärtig etwa 5 Millionen Muslime. Anders als gemeinhin angenommen wird, handelt es sich bei diesen jedoch keineswegs um eine homogene Gruppe, sondern um die Angehörigen einer Vielzahl verschiedener Strömungen, die jeweils eigenen Lehren anhängen und einander teilweise die Anerkennung verweigern. Die größte Fraktion von ihnen repräsentieren die Sunniten (2.5 Mill.), gefolgt von den Aleviten (500.000), den Schiiten (230.000), den Alawiten (70.000), der Achmadiyya (40.000) sowie einzelnen Sufi-Gemeinden (12.000). Die insgesamt kleinste Gruppe besteht aus den Salafisten (10.000).
Im Gegensatz zu den christlichen Kirchen sind die Muslime nicht in einer einheitlichen Struktur organisiert, sondern bilden einzelne Moscheegemeinden. Manche von ihnen gehören den sogenannten Islamverbänden an, bei denen es sich um ethnisch-nationale Organisationen handelt, die sich ausschließlich an die Angehörigen der eigenen Volksgruppe richten.
DITIB
Der größte Verband dieser Art ist DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V.). Im Jahr 1984 als Zweigstelle der türkischen Religionsbehörde DIYANET gegründet, hat DITIB die Aufgabe, die religiösen Belange der türkischen Gastarbeiter in Deutschland zu regeln. Im Zuge der politischen Entwicklungen unter der Ägide der AKP und Staatspräsident Erdogan hat die DITIB bis heute einen kardinalen Kurswechsel vollzogen.
War es ursprünglich ihre Aufgabe gewesen, dafür zu sorgen, dass türkische Kinder keinen islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen erhielten, ist sie heute maßgeblich daran beteiligt, die türkischstämmigen Bevölkerungsteile in einer islamischen Identität zu halten. Ebenfalls feststellbar ist die Tendenz, im Rahmen der religiösen Predigt politisch Einfluss zu nehmen und die Gläubigen im Sinne der türkischen Regierung zu beeinflussen.
In Deutschland ist DITIB auf Ebene der Bundesländer organisiert, wo ihre Filialen jeweils über eine eigene Vereinssatzung verfügen. Die Abhängigkeit gegenüber der in Köln gelegenen Zentrale, welche wiederum unmittelbar aus Ankara gesteuert wird, gilt nach wie vor als groß.
Übrige Verbände
Neben DITIB existiert in Deutschland noch eine Vielzahl anderer Verbände, von denen jedoch kein einziger an die Größe der DITIB heranreicht. Auch der sog. Zentralrat der Muslime, dessen hochtragender Name das Gegenteil suggerieren soll, verfügt lediglich über 10.000 Mitglieder, weshalb er nicht für sich in Anspruch nehmen kann, für eine nennenswerte Anzahl von Menschen zu sprechen.
Hinzu kommt, dass die meisten der kleine Verbände nicht überall in Deutschland vertreten sind, sondern stattdessen nur in einigen Bundesländern vorkommen.