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Mord in Moabit

von Osthold 27/08/2019
von Osthold 27/08/2019

Nachdem am 23. August 2019 ein Mann in Moabit auf offener Straße per Kopfschuss exekutiert worden war, konnte die Polizei zwar schnell einen Verdächtigen festnehmen, die Hintergründe der Tat geben den Ermittlern aber noch immer Rätsel auf. Eine heiße Spur führt offenbar in den Kaukasus.

Obwohl es in der Berliner Unterwelt immer wieder zu Mordfällen kommt, stellt die jüngste Tat doch eine Besonderheit dar: Am hellichten Tag ist ein Mann von einem Radfahrer im Kleinen Tiergarten erschossen worden, der Pistole und Kleidung anschließend in der Spree entsorgte. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich bei dem Opfer um den 40-jährigen Zelimkhan K. aus Georgien handelt.

Das Opfer war Tschetschene

Falsch ist dies nicht, doch wird übersehen, dass das Opfer kein ethnischer Georgier, sondern Tschetschene war. Diese Feststellung basiert auf der Tatsache, dass K. zur Volksgruppe der Kisten gehörte, bei der es sich um die Nachfahren tschetschenischer Familien handelt, die Ende des 18. Jahrhunderts aus ihrer Heimat ins südlich des Kaukasuskammes gelegene Pankisi-Tal auswanderten, um sich dort dem Zugriff durch die zarischen Behörden zu entziehen. Zwar haben ihre Nachkommen später georgische Nachnamen angenommen, sprechen aber bis heute Tschetschenisch und bekennen sich zum sunnitischen Islam.

Diese gleichsam organische Verbindung zu Tschetschenien führt dazu, dass die Kisten dort bis heute als legitime Landsleute akzeptiert und „Pankisera Nochči“ genannt werden, was „Pankisi-Tschetschenen“ bedeutet. Die Kisten wiederum sehen sich selbst als Tschetschenen. Dies erklärt auch, warum das Opfer Zelimkhan hieß und damit denselben Namen trug wie der tschetschenische Nationalheld Zelimkhan Gušmazukaev, der die zarische Verwaltung im frühen 20. Jahrhundert in Angst und Schrecken versetzte und bis heute als Symbolfigur für heroischen Widerstand gegen den russischen Zentralstaat gilt.   

War auch der Täter Tschetschene?

Die Erkenntnis, dass K. also Tschetschene war, führt unweigerlich zu der Frage nach der Identität des Täters. Diversen Medienberichten zufolge soll es sich bei diesem um einen 49-jährigen russischen Staatsbürger handeln. Auch diese Information ist insofern mit Vorsicht zu genießen, als die Russische Föderation ein multiethnischer Staat und Millionen seiner Bürger keine ethnischen Russen sind. Ich halte es für durchaus möglich, dass der Täter ebenfalls ein Tschetschene sein könnte.

Sollte dies tatsächlich stimmen, dann hätte sich der Mord innerhalb der tschetschenischen Diaspora in Berlin ereignet, was wiederum Rückschlüsse auf seine Hintergründe zuließe. Grundsätzlich müssen solche Taten allerdings überraschen. Denn fest steht, dass Tschetschenen, die im Ausland aufeinander treffen, grundsätzlich überaus solidarisch miteinander umgehen. In Europa bieten sie einander meist vorbehaltlose Hilfe an. Dies kann das Bereitstellen eines Nachtquartiers ebenso umfassen, wie finanzielle Zuwendungen. Dabei spielt keine Rolle, ob man sich kennt. Wichtig ist nur, dass man eine gemeinsame Herkunft hat.  

Tat könnte schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen

Es ist eine Tatsache, dass diese und andere ungeschriebene Gesetze die soziale Interaktion von Individuen innerhalb der tschetschenischen Diaspora in Deutschland regulieren. Sie zu ignorieren oder gar zu brechen, stellt einen gravierenden Regelverstoß dar und wird gemeinhin als unehrenhaftes Verhalten gesehen. Folglich erweist sich der Verdacht einer genuin tschetschenischen Täterschaft als besonders brisant, weil die Tat unter diesen Vorzeichen schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen würde.

In einem solchen Fall könnte etwa eine Blutrache verhängt werden. Der Täter und seine gesamte männliche Verwandtschaft wären dann durch die Angehörigen des Opfers mit dem Tode bedroht. Dabei spielt auch keine Rolle, ob ein Mord bereits lange zurückliegt. Die Pflicht, Rache zu nehmen für ein erlittenes Verbrechen, hat in Tschetschenien kein Verfallsdatum und ist bereits im 19. Jahrhundert von dem russischen Dichter Lermontov als wirkmächtigster Faktor zur Regulierung sozialer Konflikte beschrieben worden.

Womöglich Exekution einer Blutrache

Obwohl der russische Zentralstaat die im gesamten Kaukasus verbreitete Tradition der Blutrache seit jeher vehement bekämpft hat, ist sie dort vereinzelt noch immer in Gebrauch. Dies war auch 2018 der Fall, nachdem der Tschetschene Robert K. aus Wien die Tochter seiner Nachbarn ermordet hatte und seine Eltern daraufhin versuchten, die Spuren am Körper des Kindes mithilfe einer Waschmaschine zu entfernen. Ein Ältestenrat verhängte in Tschetschenien daraufhin die Blutrache; die Familie des Täters tauchte wenig später unter.

Geht man davon aus, dass auch der Täter ein Tschetschene ist, könnte es sich bei der Tat womöglich um die Exekution einer Blutrache handeln. In den Medien sind bereits Meldungen aufgetaucht, K. habe im August 2012 aufseiten georgischer Sicherheitskräfte an einer Anti-Terror-Operation in der Lopota-Schlucht teilgenommen, in der sich damals Dschihadisten aus Dagestan verschanzten.

Liegen die Ursachen im Tschetschenienkrieg?

Bei den blutigen Kämpfen, an denen auch der Tschetschene Achmat Čataev beteiligt war, der als Drahtzieher der Bombenanschläge auf den Istanbuler Flughafen von 2016 gilt, kamen insgesamt 14 Personen ums Leben. Denkbar wäre, dass Khangošvili wegen seines Dienstes als Angehöriger einer georgischen Anti-Terror-Einheit als Verräter galt. Der Umgang mit Personen, die sich gemeinsam mit Ausländern gegen die eigene Volksgruppe verschwören, ist in Tschetschenien schon immer überaus gnadenlos gewesen. Bereits zu Sowjetzeiten gewährte man Überläufern und Spionen kein Pardon.

Die Spur einer Blutrache könnte aber auch bis in die frühen 2000er Jahre zurückreichen. K. soll im Zweiten Tschetschenienkrieg gegen das russische Militär gekämpft haben. Möglicherweise ist er damals durch sein Verhalten gegenüber Kameraden oder der einheimischen Bevölkerung in Ungnade gefallen und war seitdem mit dem Tode bedroht. Dazu passte auch, dass es in der Vergangenheit offenbar bereits zwei Mordanschläge auf ihn gegeben hat. Während K. 2008 beinahe vergiftet worden war, soll er 2015 angeschossen worden sein.

Verbindungen in den Dschihadismus

Die Meldung, K. sei in Deutschland als islamistischer Gefährder bekannt gewesen und habe regelmäßig in einschlägig bekannten Berliner Moscheen verkehrt, scheint dieser Sichtweise zunächst zu widersprechen. Tatsächlich jedoch schließt der Dienst in einer georgischen Anti-Terror-Einheit eine radikalislamische Gesinnung keineswegs aus.

Auch der berüchtigte IS-Kommandeur Abu Omar al-Šišani – bürgerlich Tarchan Batirašvili – hatte vor seinem Wechsel zum Islamischen Staat jahrelang als Soldat in der georgischen Armee gedient und dort eine profunde militärische Ausbildung erhalten. Wie Zelimkhan K. stammte auch Batirašvili aus dem Pankisi-Tal und war aufgrund seines georgischen Familiennamens nicht als Tschetschene zu erkennen.

Sollten dem Mord in Moabit etwaige Ursachen im islamistischen Milieu zugrunde liegen, könnte auch hier gelten, dass K. in der Szene in Ungnade gefallen ist, weil man ihn womöglich als Denunzianten oder Abweichler enttarnt hat. Da es solche Taten in Deutschland bislang jedoch nicht gegeben hat, scheint diese Interpretation eher unwahrscheinlich.

Bisherige Ermittlungen legen Auftragsmord nahe

Denkbar wäre auch, dass K. in kriminelle Aktivitäten verwickelt war und schließlich internen Machtkämpfen zum Opfer fiel. Seit das BKA im Mai einen Bericht zur Kriminalität tschetschenischer Banden in Deutschland veröffentlicht hat, ist allgemein bekannt, dass bei ihnen die Grenzen zwischen organisierter und extremistischer Kriminalität überaus fluide sind. Seit Jahren weisen Ermittler aus Hotspots wie Bremen und Berlin unablässig darauf hin, dass bei den Tschetschenen beide Kriminalitätsphänomene Hand in Hand gehen.

Sofern K. Mitglied einer kriminellen Gruppierung gewesen ist, könnte seine Ermordung die Reaktion etwaiger Konkurrenten sein, denen die vom BKA konstatierte zunehmende Aktivität tschetschenischer Banden in Berlin schon seit langem ein Dorn im Auge ist. Aus welcher Richtung ein solcher Mordauftrag kommen könnte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Fest steht jedoch, dass ein solcher Auftrag erteilt worden ist. Bei der Durchsuchung der Wohnung des Tatverdächtigen stellte die Polizei Gegenstände sicher, die einen Verdacht in diese Richtung erhärten.  

Stecken ausländische Geheimdienste hinter dem Mord?

Die neuste und zugleich kurioseste Theorie besagt, Zelimkhan K. könnte auf Geheiß ausländischer Geheimdienste getötet worden seien. In diesem Zusammenhang sind in den Medien bereits der russische und der georgische genannt worden; aktuellen Gerüchten zufolge soll womöglich auch die tschetschenische Regierung für die Tat verantwortlich zeichnen.

Es lässt sich schwerlich sagen, ob solche Interpretationen Bestand haben. Dass man sie trotz stichhaltiger Beweise besonders gern diskutiert, liegt ohne Zweifel an ihrer enormen politischen Brisanz. Sollte sich tatsächlich herausstellen, dass der russische Geheimdienst Menschen in Deutschland umbringen ließe, wäre eine diplomatische Krise die unweigerliche Folge.

Politisch motivierte Auftragsmorde in Europa

Der Vorwurf, unliebsame Personen in Europa zu liquidieren, ist Moskau in der Vergangenheit allerdings schon häufiger gemacht wurden – zuletzt im März 2018, nachdem der frühere russische Spion Sergej Skripal und dessen Tochter im englischen Salisbury mit dem Wirkstoff Novičok vergiftet wurden. Unumstößliche Beweise für eine Urheberschaft Russlands liegen allerdings bis heute nicht vor.

Andererseits lässt sich nicht leugnen, dass der vorliegende Fall eine gewisse Ähnlichkeit zur Ermordung von Umar Israilov aufweist, der am 13. Januar 2009 beim Verlassen eines Supermarktes in Wien offener Straße erschossen wurde. Israilov, der in seiner Heimat politisch verfolgt wurde und als Flüchtling in Österreich lebte, war zuvor Leibwächter des tschetschenischen Präsidenten Ramzan Kadyrov gewesen. In den Medien herrschte damals Einigkeit darüber, dass dieser die Tat angeordnet habe. Abschließende Beweise konnten bisher jedoch ebenfalls nicht präsentiert werden.

Ein ebenso schwieriger wie brisanter Fall

Letztlich lassen sich von außen lediglich Vermutungen über die tatsächlichen Hintergründe des Falles anstellen. Dies gilt umso mehr, als der Mord im Kleinen Tiergarten aufgrund seiner zahlreichen Spuren in verschiedene Richtungen besonders schwierig zu lösen sein wird. Die Spannbreite möglicher Konsequenzen ist demnach denkbar groß und reicht von einer trivialen Tötung im kriminellen Milieu über den Vollzug einer Blutrache bis hin zu einem Auftragsmord durch ausländische Geheimdienste.

Was auch immer die Ursache sein mag, so steht fest, dass man die Tat in Berlin so schnell nicht vergessen wird. Daran ändert auch nichts, dass man sie möglicherweise niemals restlos wird aufklären können. Wie der Erfahrung zeigt, käme ein unbefriedigender Ausgang der Ermittlungen im Zusammenhang mit solch brisanten Verbrechen nicht zum ersten Mal vor.

Lizensierung: “AR Pictures/ Shutterstock”

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Osthold

Christian Osthold ist Historiker und als Experte für Tschetschenien und den Islamismus tätig. Darüber hinaus befasst er sich mit islamisch geprägter Migration sowie dem Verhältnis der Politik zum institutionalisierten Islam in Deutschland.

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