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GeschichteTschetschenien & Nordkaukasus

Neuveröffentlichung: Politik und Religion in Nordkaukasien

von Christian Osthold 02/08/2019
von Christian Osthold 02/08/2019

Mehr als 200 Jahre haben russische Historiker den tschetschenischen Widerstand gegen die koloniale Unterwerfung ihrer Heimat mit dem Islam erklärt. Demnach behauptete man die tiefreichende Manifestation des religiösen Fanatismus eines Volkes zu erleben, dessen präzedenzlose Gepflogenheiten der Gesetzlosigkeit und der Barbarei jedwede Koexistenz unmöglich machten.

Dieser absurde sowie höchst arrogante Befund war dafür verantwortlich, dass man seit 1785 sämtliche Formen von Widerstand als Beleg für den extremistischen Charakter des tschetschenischen Islam deutete. Wie ich bereits 2018 in einem Beitrag gezeigt habe, haftet dieses unauslöschliche Stigma den Tschetschenen heute nicht mehr nur im Bewusstsein der russländischen, sondern auch der internationalen Öffentlichkeit an.

Eine falsche „historische Wahrheit“

Deshalb wollte ich herausfinden, inwieweit diese Prämisse tatsächlich zutrifft. Bereits zu Beginn meiner Forschungen stellte ich fest, dass das Narrativ der Tschetschenen als „islamische Extremisten“ etwa 200 Jahre alt ist und seit dem späten 18. Jahrhundert systematisch in Russland verbreitet wurde. Um dies zu verdeutlichen, seien im Folgenden drei Zitate angeführt. 1796 liest man bei dem deutschen Kaukasusreisenden Reineggs, dessen Studien russische Gelehrte später als Grundlage für ihre Forschungen heranzogen:

„Und obgleich der Tschetschene als vielbetender Muselmann bekannt ist, so hindert ihn doch dieses im Geringsten nicht, sogar seine Glaubensbrüder als Beute zu fangen […] Sie [die Tschetschenen] haben aus Glaubenseifer einen unversöhnlichen Hass gegen die unwissenden Inguschen; und machen oft Jagd auf sie, weil sie die Lehre Muḥammads nicht beibehalten wollen.“

Als wären nicht 116 Jahre, sondern nur eine kurze Zeit vergangen, beschrieb der russische Psychiater Pavel Kovalevskij die Tschetschenen im Jahr 1912 in exakt derselben Weise:

„Die Hauptbevölkerung Tschetscheniens repräsentieren die Tschetschenen […] Sie alle sind muslimische Fanatiker […] Der Tschetschene ist ganz und gar Muslim. Er lebt nicht mit dem Verstande, sondern mit der Fantasie und der Einbildungskraft. Sein Denkvermögen ist schwach entwickelt und gebietet nur unzureichend über sein religiöses Leben. Sinnlichkeit, Fantasie und Vorstellungskraft sind sein Herr. Menschen eines solchen Temperaments sind dazu geneigt, rasch in Ekstase zu verfallen.“

Und schließlich heißt es in einem Bericht des sowjetischen Beamten Zadorožnyj, der 1960 auf Geheiß Moskaus nach Tschetschenien geschickt wurde, um dort Informationen über die Wirkungskraft des Islam zu sammeln: „Wie bereits erwähnt, errichten religiöse Fanatiker an einigen Orten entweder eigenmächtig oder aber mit dem stillschweigenden Einverständnis der machtlosen Organe illegale Moscheen.“

Eine Tradition der Verleumdung

Die angeführten Zeilen sind erhellend, weil sie die Genese einer jahrhundertealten Tradition der Verleumdung bezeugen. Nicht obwohl, sondern gerade weil mitunter mehr als einhundert Jahre zwischen ihrem Entstehen liegen, kann man feststellen, dass sich das Bild der Tschetschenen als fanatische Muslime im Laufe der Zeit nicht nur vehement gehalten, sondern fortwährend verfestigt hat.

In meinem vor wenigen Tagen erschienen Buch, bei dem es sich um die erste Gesamtdarstellung des tschetschenisch-russischen Konflikts handelt und das Verhältnis von Islam und Widerstand über einen Zeitraum von 204 Jahren untersucht, konnte ich dieses Bild nun abschließend widerlegen.

Politik bestimmte die Religion – nicht umgekehrt

Stark vereinfacht führen meine Ergebnisse zu der Formel: Nicht der Islam, sondern das Streben, der kolonialen Expansion des russischen Zentralstaates zu widerstehen, zeichnet für den zunehmend religiös geprägten Widerstand der Tschetschenen verantwortlich. Folglich bestimmte nicht Religion die Politik, sondern Politik die Religion.

Um diesen Befund zu vertiefen, habe ich ein theoretisches Modell entwickelt, welches den Islam als „multifunktionalen Stabilitätsregulator“ des tschetschenischen Sozialgefüges beschreibt. Dabei zeigt sich, dass der Islam zwischen 1757 und 1961 verschiedene sozial wirksame Funktionen ausübte, die er nach einmal erfolgtem Erwerb nicht mehr einbüßte.

Obwohl sich diese Funktionen jeweils in verschiedenen historischen Phasen manifestierten, generierten sie doch stets denselben Effekt: Sie stärkten die Binnenkohäsion des tribalen und zutiefst gespaltenen tschetschenischen Sozialgefüges gegenüber der militärischen Expansion des Zentralstaates sowie dessen Versuchen, die traditionelle Gesellschaft der Tschetschenen durch äußere Gewalteinwirkung zu verändern.

Modell erklärt auch gegenwärtige Situation

Während des ersten Tschetschenienkrieges wurden die bereits erworbenen Funktionen des Islam schließlich synchron wirksam. Abermals bewirkte der Rekurs auf die Religion eine Stärkung der sozialen Binnenkohäsion und verlieh dem Kampf gegen Moskau zudem ein wirkmächtiges Leitmotiv, das den separatistischen Ursprung des Konflikts rasch in den Hintergrund treten ließ. Die nationale Demarkation gegenüber Russland indes gewann durch die Islamisierung des militärischen Widerstands immer schärfere Konturen.

Auch die gegenwärtige tschetschenischen Führung versucht, sich mittels einer spezifischen islamischen Ideologie zu legitimieren, die als Gegenentwurf zu den Lehren der Wahhābīya konzipiert ist und die Gesellschaft im eigenen Interesse stabilisieren soll. Gleichzeitig werden alle Personen, die ein abweichendes Islamverständnis vertreten, als religiöse Fanatiker verfolgt.

Kein Fanatismus, sondern Freiheitsdrang

Dass die Tschetschenen in Wahrheit jedoch keine islamischen Extremisten, sondern die Angehörigen eines Volkes sind, welches sich seit mehr als zweihundert Jahren der Unterwerfung durch den russischen Zentralstaat entgegenstellt, ist eine der zentralen Erkenntnisse meines Buches, das den historischen Widerstand der Tschetschenen gegen Russland als das beschreibt, was er gewesen ist – ein Kampf um das eigene Überleben.  

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Christian Osthold

Christian Osthold ist Historiker. Seine Schwerpunkte liegen auf Russland, dem Nordkaukasus und dem Islamismus. Darüber hinaus befasst er sich mit islamisch geprägter Migration sowie dem Verhältnis der Politik zum institutionalisierten Islam in Deutschland.

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